Zusammenfassung des Textes zur IGP-Kopplung

Der Beitrag Gullivers Reisen durch das FF-Routing - oder: Vom Fußgängerzonenproblem zur IGP-Kopplung ist (leider) sehr lang. Deshalb folgt eine knappe Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der Reise durchs FF-Routistan. (Die Beschäftigung mit der Theorie ist übrigens kein Selbstzweck: eine Laborimplementierung der IGP-Kopplung wird seit Mitte 2016 im Alltagsbetrieb erprobt und weiterentwickelt. Mehr dazu in der IGP-Kopplung-Roadmap.)

  • Ausgangspunkt ist das im Freifunk-Kontext bekannte sog. Fußgängerzonenproblem (= Multi-Exit-Problem). Es wird als Entkopplung der Metriken zwischen benachbarten Netzbereichen analysiert.

  • Die erste und heute überwiegend praktizierte Lösung für das Fußgängerzonenproblem besteht darin, im kabelbasierten Netzbereich dasselbe IGP zu fahren wie im WLAN adhoc Mesh der Fußgängerzone. Dies führt zu Skalierungsproblemen, u.a. durch stark zunehmenden Routingtraffic.

  • Die alternative und bisher unterbelichtete Lösung verwendet für beide Netzbereiche unterschiedliche IGPs. Die Routen werden zwischen den IGPs als externe Routen ausgetauscht, unter Beibehaltung der (kompatibel gewählten) Metrikwerte. So hat man weiterhin optimales Routing, aber die Topologieinformationen beider IGPs bleiben voneinander getrennt, wodurch das Routing die Skalierungsprobleme der ersten Lösung vermeidet.

  • Die Verallgemeinerung dieses Vorgehens nennen wir
    “Kopplung von IGPs = gemeinsame Metrik trotz Entkopplung der Topologien”.
    Um dieses einfache, geradezu triviale Konzept auszuarbeiten, wird zunächst untersucht, wie IGPs in der Praxis (bei den Großen[tm]) verbunden werden. BGP und vor allem OSPF areas liefern wichtige Ideen, sind aber nicht unmittelbar für IGP-Kopplung im FF verwendbar.

  • Als praktische Basis für die Umsetzung einer IGP-Kopplung betrachten wir routing suites. In diesen sind bereits verschiedene IGPs integriert, und mit ihrer Hilfe können Routen zwischen den IGPs innerhalb eines Grenzrouters austauscht werden. Da routing suites Alltag sind, kommt vmtl. niemand mehr auf die Idee, IGP-Kopplung als eigenständigen Begriff zu untersuchen.

  • IGP-Kopplung lässt sich am einfachsten als OSPF areas ohne backbone area verstehen (prekäres OSPF;). Durch das Fehlen der backbone area wird das Routing auf der Ebene der IGP-Kopplung aber zum distance-vector Routing. Auch das ergibt optimales Routing, kann aber Probleme machen, die bei link-state Routing nicht auftreten, insb. counting-to-infinity.

  • Nach intensiver Auseinandersetzung mit DV und Routingschleifen ergänzen wir die einfache IGP-Kopplung um eine Schleifenverhinderung. Diese benutzt einen zur Menge eingedampften Pfadvektor bei BGP (prekäres BGP;).

  • Nach einem Überblick über die Anforderungen zur Umsetzung einer solchen IGP-Kopplung wird eine konkrete Implementierung mit Bird als routing suite und OSPF als (in mehreren Instanzen auftretendes) IGP beschrieben.