Antrag 2019 - Freifunk im öffentlichen Raum

Antrag an die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord

Bezirksvertretung Innenstadt-Nord
Herrn Bezirksbürgermeister
Dr. Ludwig Jörder

Dortmund, den 12.08.2019

Antrag zur Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord am 11.09.2019: Freifunk im öffentlichen Raum in der Nordstadt

Sehr geehrter Bezirksbürgermeister Herr Dr. Jörder, Sehr geehrte Damen und Herren,

der Wissenschaftsladen Dortmund e.V. (WiLaDo) stellt den Antrag auf Förderung des Projektes “Freifunk in der Nordstadt” in Höhe von 7.500 Euro aus den Mitteln des Fonds zur Förderung des Freien WLANs in der Nordstadt der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord.

Begründung und Projektbeschreibung

In Dortmund und Umgebung gibt es zur Zeit rd. 770 Freifunk-Knoten. Täglich nutzen bis zu 3.500 Menschen gleichzeitig das offene WLAN-Netz des Freifunk Dortmund. Am Nordmarkt sind es an Markttagen zB regelmäßig bis zu 100 Menschen, die gleichzeitig das Freifunk-Netz nutzen. Zur Bereitstellung von WLAN setzt neben sozialen Einrichtungen wie zB Caritas und Diakonie auch die Volksbank in ihren Filialen Freifunk ein. Dosys plant zur Zeit städtische Gebäude mit Freifunk auszustatten. Und auch die Anzahl privat aufgestellter Freifunk-Router wächst nach wie vor.

Mit der zunehmenden Nutzung von Freifunk steigt jedoch auch das zu transportierende Datenvolumen. Die Daten von den Freifunk-Routern werden zunächst zu Freifunk-Servern übertragen und gelangen von dort ins Internet.

Zur Zeit betreibt der Freifunk Dortmund einen physischen Server in Dortmund sowie zwei virtuelle Server in Berlin, die vom Freifunk Rheinland e.V. zur Verfügung gestellt werden.

Um das steigende Datenvolumen zu bewältigen und auch den Freifunk Rheinland nicht weiter zu belasten möchten wir einen weiteren Freifunk-Server in den Räumen des WiLaDo betreiben. Im Gegensatz zu einem vorkonfigurierten Server in einem Data-Center kann dieser Server vor Ort direkt „angefasst“ werden. Alle für den Betrieb erforderlichen Aufgaben können bzw. müssen von den ehrenamtlich Aktiven selbst übernommen werden. Dadurch entsteht umfassendes Wissen über den Betrieb von Internet-Infrastruktur, welches auch im Freifunk, in der Nordstadt und darüber hinaus weitergegeben werden kann. Eigene, zugreifbare Infrastruktur erleichtert die Erweiterung und Weiterentwicklung des Freifunks. Unterm Strich für die Freifunk-NutzerInnen: schnell, zuverlässig, nachhaltig.

Der WiLaDo verfügt in seinen Räumen in der Braunschweiger Str. 22 über einen klimatisierten Serverraum. Leider reicht die verfügbare Bandbreite im WiLaDo (1 x 200 Mbit symmetrisch, 1 x 2 Mbit symmetrisch) nicht für das Datenvolumen des Freifunk Dortmund. Deshalb soll die Kupferleitung (2 Mbit) durch eine Glasfaser (1 Gbit) ersetzt werden.

Die geplante Glasfaserverbindung würde auch das Data-Center im Spähenfelde, in dem sich der bisher einzige Hardware-Server des FF-DO befindet, direkt mit dem Serverraum im WiLaDo und damit dem Richtfunknetz in der Braunschweiger Str. verbinden. So wäre auch eine optimale Redundanz für den FF-DO nach innen und außen (zum Internet) gewährleistet.

Die Unterstützung unseres Antrags wäre auch eine Investition in die Glasfaser-Infrastruktur der Nordstadt, da sich weitere Häuser mit vergleichsweise wenig Aufwand an das neue Glasfaserbündel anschließen können, ohne dass sich dies in Mietsteigerungen niederschlagen müsste. Solche Häuser würden so auch zu gut angebundenen Freifunk-Standorten, was angesichts der zunehmenden „Verstrahlung“ der linzenzfreien Richtfunk-Bänder eine bessere Verfügbarkeit von Freifunk bedeuten würde, zB am Nordmarkt.

Kostenzusammensetzung

Es soll eine Glasfaserleitung von der Mallinckrodtstr. bis zur Braunschweigerstr. 22 verlegt werden. Dadurch entstehen dem Wissenschaftsladen 7590,- € an Tiefbaukosten. Es würde uns sehr helfen, wenn die Bezirksvertretung Nord diese Kosten übernehmen würde.

Die zusätzlich anfallenden Anschlusskosten von rund 1000 €, sowie die zukünftig anfallenden monatlichen Kosten (699 € netto) werden durch Spendeneinnahmen abgedeckt. Den Server für den Freifunk Dortmund stellt der WiLaDo zur Verfügung.

Der Wissenschaftsladen Dortmund

Der WiLaDo befasst sich seit Anfang der 1990er Jahre mit Vernetzungs- und Internettechnologie. Von Anfang an unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Als nicht-kommerzieller Provider stellt er u.a. werbefreie Mailpostfächer, Speicherplatz für Webseiten oder auch ganze Server zur Verfügung. Durch dieses Angebot haben wir Kontakte zu unterschiedlichsten Gruppen in Dortmund aber auch weit darüber hinaus.

Auch wenn das Internet Kontakte über alle Grenzen hinweg ermöglicht, liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten des WiLaDo in der Unterstützung von Gruppen aus der näheren Umgebung. Seit 1997 befinden sich die Räume des WiLaDo im Langen August in der Braunschweiger Straße. Schon durch die räumliche Nähe gibt es immer wieder gemeinsame Projekte mit dem Langen August e.V. und dem Chaostreff Dortmund (zB das erste Freifunknetz in Dortmund 2006 oder die Bereitstellung von Bandbreite für Projekte des Chaostreffs mit dem Stadttheater). Auch nach der Schließung der benachbarten Flüchtlingsunterkunft betreut der WiLaDo weiterhin die Freifunk-Router der sozialen Einrichtungen in der Braunschweiger Str. 31 - 33. Darüber hinaus engagiert sich der WiLaDo nach wie vor im Umweltschutz. Ein Teil des von unseren Serven verbrauchten Stroms wird durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Langen August erzeugt. Aktive des WiLaDo waren bspw. auch an der Gründung der Velo-Kitchen an der Bornstr. beteiligt.

Serverbetrieb sowie Beratung und Hilfestellung für die Nutzenden erfolgt durch die ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder. Finanziert wird der Betrieb zu ca. 80% durch Spenden der Nutzerinnen und Nutzer. Die restlichen Einnahmen stammen aus Rechnungen, die wir kommerziellen Nutzern stellen (zB Webshops).

Der WiLaDo hat den Freifunk Dortmund mit initiiert und unterstützt das Projekt seitdem aktiv. Webseite, Mail und Wikis des Freifunk Dortmund laufen auf Servern des WiLaDo. Darüber hinaus hat der WiLaDo zB die Nutzungsstatistiken für den Freifunk Dortmund entwickelt, führt Workshops und Schulungen durch und ist maßgeblich am Aufbau der Richtfunkstrecken beteiligt. Die finanzielle Abwicklung des durch die Bezirksvertretung Nord geförderten Richtfunk-Projekts in der Nordstadt erfolgt ebenfalls durch den WiLaDo. Die Entwicklung des Richtfunk-Projekts ist im Wiki des Freifunk Dortmund dokumentiert. Zu Ihrer Information finden Sie die Wiki-Seite zum Richtfunk-Projekt als pdf-Datei im Anhang.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Arbeit des WiLaDo ist die technische Weiterentwicklung des Freifunk. Dazu haben wir ein neues Routing-Konzept entwickelt, in dem die Anforderungen eines nichtkommerziellen mesh-routings besser umgesetzt werden. Dieses neue Routing-Konzept betreiben wir zur Zeit im Testbetrieb parallel bzw. mit Anbindung an das bestehende Freifunk-Netz.

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.freifunk-dortmund.de/
Nutzungsstatistiken: https://grafana.ffdo.de/
http://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/